Wissen sichtbar machen: Der Vorteil eines Knowledge Graphs

1.10.2024
13 Minuten Lesezeit
Wissensmanagement

Herausforderungen bei der Organisation und Nutzung von Unternehmenswissen

Viele Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihr internes Wissen effektiv zugänglich zu machen. Ein häufiges Problem ist die Fragmentierung von Informationen in verschiedenen Abteilungen und Systemen. Laut einer Untersuchung der Universität Hannover scheitern 42 % der Unternehmen daran, wichtige Daten schnell über Abteilungsgrenzen hinweg verfügbar zu machen. Diese Fragmentierung behindert nicht nur die Effizienz, sondern verzögert auch Entscheidungsprozesse und erhöht die Fehleranfälligkeit.

Ein weiteres Problem ist der drohende Verlust von Wissen, das durch die Pensionierung erfahrener Mitarbeiter oder den Wechsel von Experten entsteht. Der Wissenssicherungsmonitor 2020 zeigt, dass jährlich rund 15 % des unternehmensrelevanten Wissens in deutschen Organisationen verloren gehen. Dies betrifft vor allem schwer dokumentierbare Erfahrungswerte und Expertenwissen, das durch unzureichende Sicherung nicht systematisch übertragbar ist.

Zusätzlich ist die Menge der verfügbaren Daten ein wachsendes Hindernis. Unternehmen produzieren täglich enorme Datenmengen, die ohne Struktur schwer zu verwalten sind. Eine Umfrage von Statista zeigt, dass 54 % der deutschen Unternehmen den Umgang mit unstrukturierten Daten als zentrale Herausforderung betrachten. Diese Datenmenge überfordert traditionelle Wissensmanagement-Systeme und macht es schwierig, relevantes Wissen gezielt zu extrahieren und zu nutzen.

Der Bedarf an Lösungen, die Fragmentierung reduzieren, Wissen sichern und große Datenmengen strukturieren, ist daher essenziell, um Unternehmen handlungsfähiger und effizienter zu machen.

Was ist ein Knowledge Graph?

Ein Knowledge Graph ist ein datengetriebenes Modell, das Informationen strukturiert und die Beziehungen zwischen Entitäten darstellt. Entitäten können Personen, Produkte, Prozesse oder andere relevante Elemente eines Unternehmens sein. Anders als klassische Datenbanken, die Informationen linear speichern, legt ein Knowledge Graph den Fokus auf die Vernetzung und den Kontext der Daten. Dies ermöglicht es, Informationen nicht nur abzurufen, sondern auch deren Bedeutung im Gesamtzusammenhang zu verstehen.

Das Grundprinzip eines Knowledge Graphs besteht darin, Datenpunkte durch semantische Beziehungen miteinander zu verknüpfen. Diese semantischen Beziehungen – beispielsweise „Produkt X ist Teil von Produktfamilie Y“ oder „Kunde A hat Interesse an Kategorie B“ – schaffen ein Netzwerk, das Wissen nicht isoliert speichert, sondern integriert und intelligent nutzbar macht.

Eine Untersuchung von Gartner zeigt, dass Knowledge Graphs bis 2025 eine der Schlüsseltechnologien für datengetriebene Unternehmen sein werden. Über 60 % der Unternehmen, die Knowledge Graphs einsetzen, berichten von einer deutlich verbesserten Datenqualität und schnelleren Entscheidungsprozessen.

Ein Knowledge Graph, macht komplexe Verbindungen sichtbar.

Ein weiterer Vorteil eines Knowledge Graphs ist die Fähigkeit, neue Verbindungen zwischen Datenpunkten zu entdecken, die bisher nicht offensichtlich waren. Laut einer Studie von Forrester können Unternehmen durch die Analyse solcher Verbindungen bis zu 30 % effizientere Prozesse entwickeln und neue Geschäftsmöglichkeiten identifizieren.

Ein Knowledge Graph unterscheidet sich außerdem von traditionellen Datenbanklösungen durch seine Skalierbarkeit. Während relationale Datenbanken bei wachsender Datenmenge oft an ihre Grenzen stoßen, können Knowledge Graphs durch ihre flexible Struktur problemlos mitwachsen. Diese Eigenschaft macht sie ideal für Unternehmen, die in dynamischen, datenintensiven Branchen tätig sind.

Insgesamt stellt der Knowledge Graph eine zentrale Innovation dar, um Daten nicht nur zu speichern, sondern als vernetztes und handlungsrelevantes Wissen zugänglich zu machen. Seine Fähigkeit, Kontext und Bedeutung in den Vordergrund zu rücken, macht ihn zu einem wertvollen Werkzeug für moderne Organisationen.

Wie ein Knowledge Graph funktioniert?

Ein Knowledge Graph basiert auf einer Datenstruktur, die Informationen in Form von Entitäten (Knoten) und deren Beziehungen (Kanten) darstellt. Diese Struktur unterscheidet sich fundamental von herkömmlichen relationalen Datenbanken, die primär tabellenbasiert arbeiten. Durch die Abbildung von Datenpunkten als verknüpfte Entitäten ermöglicht ein Knowledge Graph die Darstellung komplexer Netzwerke, wie sie in realen Geschäftsprozessen häufig vorkommen.

Im Kern arbeitet ein Knowledge Graph mit semantischen Verknüpfungen. Jede Entität – etwa ein Produkt, ein Lieferant oder eine Norm – wird nicht nur als isolierte Information gespeichert, sondern im Kontext zu anderen Entitäten definiert. Ein Beispiel: Ein Produkt kann mit seinen technischen Spezifikationen, den verwendeten Bauteilen, den zuständigen Lieferanten und den Kundenprojekten, in denen es verbaut wird, verknüpft werden. Auf diese Weise entsteht ein datengetriebenes Modell, das die Beziehungen zwischen Elementen in einem Unternehmen vollständig abbildet.

Das Konzept eines Knowledge Graphs ermöglicht es, Fragen zu beantworten, die über die reine Datenabfrage hinausgehen. Wenn ein Bauteil ausgetauscht werden muss, kann ein Knowledge Graph beispielsweise nicht nur die Produkte identifizieren, in denen das Bauteil verwendet wird, sondern auch die betroffenen Kundenprojekte und mögliche alternative Bauteile anzeigen. Diese Fähigkeit, Abhängigkeiten und Auswirkungen in Echtzeit sichtbar zu machen, ist ein zentraler Vorteil gegenüber traditionellen Datenmodellen.

Behalten Sie mit einem Knowledge Graph auch in komplexen Produktionen den Überblick.

Ein entscheidendes Merkmal eines Knowledge Graphs ist seine Anpassungsfähigkeit. Neue Entitäten oder Beziehungen können hinzugefügt werden, ohne die bestehende Struktur zu beeinträchtigen. Dies ist insbesondere in dynamischen Umfeldern, wie der Produktentwicklung oder dem Variantenmanagement, von großem Vorteil. Die flexible Struktur erlaubt es, den Graph kontinuierlich an neue Anforderungen anzupassen, ohne aufwendige Neustrukturierungen vornehmen zu müssen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Integration von Ontologien. Diese legen die Bedeutung von Entitäten und deren Beziehungen fest und stellen sicher, dass alle Daten im Graphen konsistent interpretiert werden können. Durch diese semantische Grundlage wird es möglich, Muster und neue Zusammenhänge in den Daten zu erkennen, die zuvor verborgen waren.

Die Fähigkeit eines Knowledge Graphs, Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen und miteinander zu verknüpfen, macht ihn zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Unternehmen, die mit komplexen Prozessen und großen Datenmengen arbeiten. Diese Integration von Kontext, Flexibilität und Verknüpfung bietet einen klaren Mehrwert gegenüber klassischen Datenbanksystemen.

Vorteile eines Knowledge Graphs

Der Einsatz eines Knowledge Graphs bietet Unternehmen eine Vielzahl von Vorteilen, insbesondere bei der Verwaltung und Nutzung großer, komplexer Datenmengen. Durch seine Fähigkeit, Informationen nicht nur zu speichern, sondern auch in ihrem Kontext zu vernetzen, schafft ein Knowledge Graph eine Grundlage für fundierte Entscheidungen und effiziente Prozesse.

1. Verbesserte Datenintegration

Ein Knowledge Graph ermöglicht es, Daten aus verschiedenen Quellen und Formaten in einer zentralen Struktur zu vereinen. Dies ist besonders wichtig in Unternehmen, in denen Informationen häufig in Silos gespeichert werden, sei es in unterschiedlichen Abteilungen, Systemen oder Datenbanken. Indem diese Daten miteinander verknüpft werden, entsteht eine konsistente und kohärente Sicht auf das gesamte Unternehmenswissen. Die Integration sorgt nicht nur für bessere Transparenz, sondern erleichtert auch den abteilungsübergreifenden Zugriff auf relevante Informationen.

2. Kontextbasierte Entscheidungsfindung

Traditionelle Datenbanksysteme liefern häufig isolierte Informationen, die in mühsamer Arbeit zu einem Gesamtbild zusammengeführt werden müssen. Knowledge Graphs hingegen stellen Daten direkt im Kontext dar. Beziehungen zwischen Entitäten, wie z. B. zwischen einem Produkt, seinen Bauteilen, Lieferanten und Qualitätsstandards, sind sofort sichtbar. Das ermöglicht es, potenzielle Probleme oder Chancen schneller zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

3. Effizienzsteigerung durch präzisere Suchergebnisse

Dank ihrer semantischen Struktur können Knowledge Graphs deutlich präzisere Suchergebnisse liefern. Statt sich durch große Datenmengen wühlen zu müssen, erhalten Nutzer zielgerichtete Antworten, die die Beziehungen zwischen den relevanten Datenpunkten berücksichtigen. Beispielsweise kann eine Anfrage nach Produkten mit spezifischen technischen Eigenschaften direkt alle relevanten Dokumente, Lieferanten und alternativen Komponenten aufzeigen.

4. Skalierbarkeit und Flexibilität

Im Gegensatz zu klassischen Datenbanken, deren Struktur häufig starr ist, bietet ein Knowledge Graph eine hohe Flexibilität. Neue Datenpunkte oder Beziehungen können nahtlos hinzugefügt werden, ohne bestehende Strukturen zu beeinträchtigen. Diese Eigenschaft macht Knowledge Graphs besonders geeignet für Branchen mit sich schnell ändernden Anforderungen, wie die Medizintechnik oder die Automobilindustrie.

5. Mustererkennung und Automatisierung

Die semantische Grundlage eines Knowledge Graphs ermöglicht es, versteckte Muster in den Daten zu erkennen. Durch die Integration von Ontologien und die Nutzung von maschinellen Lernalgorithmen können Unternehmen Abhängigkeiten oder Trends identifizieren, die in traditionellen Systemen unentdeckt bleiben. Diese Erkenntnisse können dazu beitragen, Prozesse zu optimieren oder neue Geschäftsfelder zu erschließen.

6. Reduktion von Datenredundanzen

In vielen Unternehmen werden Daten mehrfach gespeichert und bearbeitet, was zu Inkonsistenzen und einem erhöhten Aufwand führt. Knowledge Graphs eliminieren diese Redundanzen, indem sie Informationen zentral speichern und durch Verknüpfungen zugänglich machen. Das verbessert nicht nur die Datenqualität, sondern reduziert auch den Verwaltungsaufwand.

Knowledge Graphs bieten nicht nur technische Vorteile, sondern tragen auch direkt zur Steigerung der Unternehmensleistung bei. Ihre Fähigkeit, Daten intelligent zu vernetzen und nutzbar zu machen, hebt sie von traditionellen Systemen ab und macht sie zu einem unverzichtbaren Werkzeug für moderne Organisationen.

Einsatzmöglichkeiten in Unternehmen

Knowledge Graphs bieten Unternehmen vielseitige Anwendungsmöglichkeiten, die weit über die reine Datenverwaltung hinausgehen. Ihre Fähigkeit, Informationen zu vernetzen und in den richtigen Kontext zu setzen, eröffnet neue Wege zur Optimierung von Prozessen, zur Förderung von Innovation und zur Verbesserung der Entscheidungsfindung. Hier sind einige zentrale Einsatzbereiche:

1. Wissensmanagement und Dokumentation

Viele Unternehmen kämpfen mit der Herausforderung, Wissen über Abteilungen und Standorte hinweg zugänglich zu machen. Ein Knowledge Graph kann sämtliche unternehmensrelevanten Informationen – von technischen Dokumentationen bis hin zu Richtlinien und Erfahrungswissen – zentral organisieren und miteinander verknüpfen. Mitarbeiter finden dadurch schneller die benötigten Informationen, was die Effizienz steigert und den Zeitaufwand für die Suche drastisch reduziert.

Beispiel: Ein Unternehmen in der Medizintechnik kann regulatorische Anforderungen, Produktdokumentationen und Forschungsberichte miteinander verknüpfen, um Zulassungsverfahren zu beschleunigen und Compliance sicherzustellen.

2. Produkt- und Variantenmanagement

In Branchen wie der Automobil- oder Maschinenbauindustrie ist die Verwaltung von Produktvarianten eine komplexe Aufgabe. Knowledge Graphs können helfen, alle Varianten eines Produkts mit ihren spezifischen Merkmalen, verwendeten Bauteilen und relevanten Lieferketten zu verknüpfen. Dadurch wird nicht nur die Übersichtlichkeit verbessert, sondern auch die Möglichkeit geschaffen, Varianten effizient zu analysieren und Optimierungspotenziale aufzudecken.

Beispiel: Ein Automobilhersteller kann durch den Einsatz eines Knowledge Graphs erkennen, welche Bauteile bei mehreren Modellen verwendet werden, und so Kosten durch standardisierte Produktionsprozesse senken.

3. Kundenservice und Support

Ein Knowledge Graph kann den Kundenservice erheblich verbessern, indem er Informationen über Produkte, häufige Fragen und Kundeninteraktionen in einer zentralen Struktur bereitstellt. Kundenanfragen können schneller bearbeitet werden, da Servicemitarbeiter sofort Zugriff auf alle relevanten Daten haben.

Beispiel: Ein Telekommunikationsunternehmen könnte mithilfe eines Knowledge Graphs Kundenfeedback, technische Spezifikationen und Lösungsvorschläge verknüpfen, um Probleme in Echtzeit zu lösen.

4. Lieferketten- und Logistikoptimierung

Die Verwaltung komplexer Lieferketten erfordert einen umfassenden Überblick über Lieferanten, Produktionsstätten und Transportwege. Knowledge Graphs können diese Informationen in einer dynamischen Struktur abbilden, die Abhängigkeiten und Risiken sichtbar macht. Dies ermöglicht eine proaktive Steuerung der Lieferkette und minimiert Ausfallzeiten.

Beispiel: Ein Logistikdienstleister könnte potenzielle Engpässe erkennen, indem er Lieferanteninformationen mit Echtzeitdaten zu Transportwegen verknüpft.

5. Innovationsförderung und Forschung

Durch die Vernetzung von Forschungsdaten, Marktanalysen und internen Projekten können Unternehmen Innovationsprozesse effizienter gestalten. Knowledge Graphs ermöglichen es, Trends und Zusammenhänge schneller zu erkennen und gezielt neue Ideen zu entwickeln.

Beispiel: Ein Pharmaunternehmen kann Studienergebnisse, Wirkstoffdaten und Marktanforderungen verknüpfen, um neue Medikamente schneller auf den Markt zu bringen.

6. Compliance und Risikomanagement

Regulatorische Anforderungen sind in vielen Branchen eine Herausforderung. Knowledge Graphs können dazu beitragen, Compliance sicherzustellen, indem sie relevante Vorschriften, Richtlinien und interne Prozesse in einer zentralen Struktur vereinen. So werden Risiken frühzeitig erkannt und notwendige Maßnahmen schneller umgesetzt.

Beispiel: Ein Finanzdienstleister könnte regulatorische Anforderungen mit internen Prozessen verknüpfen, um sicherzustellen, dass alle Abläufe den geltenden Vorschriften entsprechen.

Knowledge Graphs bieten somit flexible und leistungsstarke Lösungen, die sich individuell an die Bedürfnisse eines Unternehmens anpassen lassen. Die Einsatzmöglichkeiten sind so vielseitig wie die Herausforderungen, denen sich moderne Organisationen gegenübersehen.

Knowledge Graphen helfen Unternehmen komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen.

Wissen als Wettbewerbsvorteil

Ein Knowledge Graph ist weit mehr als eine technische Lösung – er ist ein Werkzeug, das Unternehmen befähigt, ihre Daten und Informationen in wertvolles Wissen zu transformieren. Durch die Vernetzung von Entitäten, die Kontextualisierung von Informationen und die intuitive Zugänglichkeit schafft ein Knowledge Graph Klarheit, wo bisher Komplexität dominierte.

Doch die Implementierung und Optimierung eines Knowledge Graphs erfordert Expertise. Hier kommt bluesolve ins Spiel: Mit unserer Erfahrung in Wissensmanagement, Datenverarbeitung und semantischer Analyse unterstützen wir Unternehmen bei der Planung, Entwicklung und Implementierung maßgeschneiderter Knowledge-Graph-Lösungen.

Ob Sie den Einstieg in das Thema suchen, bestehende Prozesse optimieren möchten oder bereits konkrete Herausforderungen im Wissensmanagement haben – bluesolve bietet Ihnen die richtigen Werkzeuge und Ansätze, um Ihre Ziele zu erreichen. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Ihr Unternehmen nicht nur Informationen speichert, sondern sie als Wettbewerbsvorteil nutzt.

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